aHUS – eine systemische Erkrankung

aHUS ist eine systemische Erkrankung, bei der man neben der Nierenbeteiligung auch Manifestationen im zentralen Nervensystem (ZNS), Herz, Lunge, Gastrointestinaltrakt sowie Augen und Haut findet.1 Die klinischen Symptome von aHUS treten häufig abrupt auf. Bei etwa 20 % der Patient:innen bricht die Krankheit allerdings innerhalb von Wochen und Monaten aus, was u. a. durch eine subklinische Anämie und fluktuierende Thrombozytopenie gekennzeichnet ist.2

 

Klinisches Bild

Das klinische Bild von aHUS ähnelt dem von anderen TMAs, daher muss vor einer aHUSDiagnose eine TTP sowie ein STEC-HUS ausgeschlossen werden (vergleiche Modul 2).1,3 Wie bei anderen TMAs manifestiert sich auch aHUS anhand der typischen Charakteristika mikroangiopathische hämolytische Anämie, Thrombozytopenie und Endorganschäden. Ein erhöhter Laktatdehydrogenase-Spiegel, nicht nachweisbares Haptoglobin sowie Schistozyten sind Indikatoren für eine mikroangiopathische hämolytische Anämie. Dies geht einher mit Hämaturie, Proteinurie und/oder akutem Nierenversagen (mit oder ohne Oligurie bzw. Anurie).2

Obwohl Schädigungen an Blutgefäßwänden vorwiegend in den Nieren beobachtet werden, können mikrovaskuläre Veränderungen ebenfalls in anderen Organen, wie beispielsweise im Gehirn, im Herzen, im Gastrointestinaltrakt und in der Lunge auftreten und extrarenale Komplikationen verursachen (Abbildung 3).2

Extrarenale Komplikationen

Zu den häufigsten extrarenalen Komplikationen (Abbildung 4) zählen neurologische Symptome (49 %).5 Dazu gehören Krampfanfälle, Verwirrtheit, Enzephalopathie und Schlaganfälle, aber auch Erregbarkeit, Somnolenz, Konfusion, Hemiparese, Hemiplegie und Koma.2,5-9 Bei etwa 37 % der aHUS-Patient:innen können kardiovaskuläre Symptome wie Hypertonie, Myokardinfarkt und periphere ischämische Vaskulopathie, sowie Kardiomyopathie und Herzversagen festgestellt werden.2,6,7,10,11 Gastrointestinale Komplikationen wie Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen, Pankreatitis und Diarrhoe können bei 37 % der Betroffenen auftreten.5-7,9,10,12

Eine visuelle Symptomatik ist selten, kann aber eine schwere Komplikation von aHUS sein und zum fast vollständigen Verlust des Sehvermögens führen.9,13 Auch eine Hautbeteiligung in Form von Ulzera an den Unterschenkeln wurde beschrieben. Da sich aHUS systemisch manifestieren und heterogene Symptome aufweisen kann, ist die Abgrenzung von anderen Krankheitsbildern erschwert.2

 

Bis zu 93 % der erwachsenen und 72 % der pädiatrischen aHUS-Patient:innen weisen extrarenale Komplikationen auf.6,7

49 % der Patient:innen weisen eine neurologische Symptomatik auf 5

  • Krampfanfall6,7
  • Schlaganfall8
  • Enzephalopathie9
  • Verwirrtheit6,5

37 % der Patient:innen weisen eine kardiovaskuläre Symptomatik auf10

  • Hypertonie6,7
  • Myokardinfarkt11
  • Periphere ischämische Vaskulopathie2

37 % weisen eine GI-Symptomatik auf10

  • Übelkeit/Erbrechen6,7
  • Abdominale Schmerzen6,7
  • Gastroenteritis12
  • Pankreatitis6,7
  • Colitis6,9
  • Diarrhoe5,7

> 50 % der Patient:innen erleiden eine terminale Niereninsuffizienz14

  • Erhöhtes Kreatinin7
  • Verringerte eGFR7
  • Proteinurie15
  • Ödem, Maligne Hypertonie15,16
Referenzen:

aHUS: atypisches Hämolytisch-Urämisches Syndrom; eGFR: geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (estimated glomerular filtration rate); STEC-HUS: Shiga-Toxin-assoziiertes (typisches) HUS; TMA: thrombotische Mikroangiopathie; TTP: thrombotische thrombozytopenische Purpura; ZNS: zentrales Nervensystem

1 Guthoff M et al. Klinik und Differenzialdiagnose der thrombotischen Mikroangiopathie. Med Klin Intensivmed Notfmed. 2018; 113(4):293-298.
2 Campistol JM et al. An update for atypical haemolytic uraemic syndrome: Diagnosis and treatment. A consensus document. Nefrologia. 2015; 35(5):421-447.
3 Laurence J et al. Atypical hemolytic uremic syndrome (aHUS): essential aspects of an accurate diagnosis. Clin Adv Hematol Oncol. 2016; 14 Suppl 11(11):2-15.
4 McFarlane PA et al. Making the Correct Diagnosis in Thrombotic Microangiopathy: A Narrative Review. Can J Kidney Health Dis. 2021; 8:20543581211008707.
5 Jamme M et al. Predictive features of chronic kidney disease in atypical haemolytic uremic syndrome. PLoS One. 2017; 12(5):e0177894.
6 Rondeau E et al. The long-acting C5 inhibitor, Ravulizumab, is effective and safe in adult patients with atypical hemolytic uremic syndrome naïve to complement inhibitor treatment. Kidney Int. 2020; 97(6):1287-1296 (inkl. Supplement).
7 Ariceta G et al. The long-acting C5 inhibitor, ravulizumab, is effective and safe in pediatric patients with atypical hemolytic uremic syndrome naïve to complement inhibitor treatment. Kidney Int. 2021; 100(1):225-237 (inkl. Supplement).
8 Biswas A et al. A 42-Year-Old Woman With Anemia, Shock, and Ischemic Stroke After Lung Transplantation. Chest. 2017; 151(3):e63-e68.
9 Formeck C et al. Extra-renal manifestations of atypical hemolytic uremic syndrome. Pediatr Nephrol. 2019; 34(8):1337-1348.
10 Langman C et al. Presented at the 17th Congress of the European Hematology Association. June 14-17, 2012; Amsterdam, The Netherlands, Abstract 0490.
11 Chau E et al. Acute ST-Segment Elevation Myocardial Infarction as Initial Presentation of Atypical Hemolytic-Uremic Syndrome. JACC Case Rep. 2021; 3(4):561-565.
12 Goodship TH et al. Atypical hemolytic uremic syndrome and C3 glomerulopathy: conclusions from a "Kidney Disease: Improving Global Outcomes" (KDIGO) Controversies Conference. Kidney Int. 2017; 91(3):539-551.
13 Greenwood GT. Case report of atypical hemolytic uremic syndrome with retinal arterial and venous occlusion treated with eculizumab. Int Med Case Rep J. 2015; 8:235-239.
14 Noris M et al. Relative role of genetic complement abnormalities in sporadic and familial aHUS and their impact on clinical phenotype. Clin J Am Soc Nephrol. 2010; 5(10):1844-1859.
15 Iardino A et al. Complement activation: an atypical presentation of an atypical syndrome. BMJ Case Rep. 2017; 2017:bcr2017221798.
16 Timmermans SAMEG et al. Patients with hypertension-associated thrombotic microangiopathy may present with complement abnormalities. Kidney Int. 2017; 91(6):1420-1425.

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